Bauernregeln - Aberglaube oder phänologische Forschung?
Bauern sind seit jeher dem Wetter ausgesetzt. Zur richtigen Zeit die richtige Arbeit auf dem Feld zu verrichten oder es eben sein zu lassen ist und war für Bauern schon immer von substantieller Wichtigkeit. Insbesondere früher, als es noch keine Wetterprognosen gab, wurde das Wetter folglich genau beobachtet. Die sogenannten Bauernregeln basieren auf langjährig gesammelten Beobachtungen von Bauern über das Wetter. Die beobachteten Gesetzmässigkeiten in Wetterabläufen und in der Entwicklung von Obst, Gemüsen und Getreide wurde in Form von Reimen festgehalten. Einige der Regeln mögen Aberglaube sein, andere dagegen bilden präzise naturwissenschaftliche Gesetzmässigkeiten ab.
"Regnet's am Siebenschläfertag,
es sieben Wochen regnen mag."
Tatsächlich gibt es atmosphärische Vorgänge, die das Wetter über Monate hinweg vorbestimmen können. Die Siebenschläfer-Regel zum Beispiel stimmt in den allermeisten Fällen für den Alpenraum. Allerdings hat die Kalenderreform von 1582 den Siebenschläfertag vom 27. Juni auf den 7. Juli verschoben. Ausserdem ist die Zahl 7 nicht wörtlich, sondern symbolisch zu verstehen.
Anfangs Juli stabilisiert sich der Jetstream über der Nordhalbkugel. Dies ist ein starker Wind von Westen nach Osten in einer Höhe von fünf bis zehn Kilometern. Je nach Verlauf des Jetstreams legt er meistens den Charakter des kommenden Sommers fest. Verläuft er nördlich, setzen sich bei uns Azorenhochs durch, verläuft er dagegen eher südlich, gelangen wir in den Einfluss der Islandtiefs.
"Ist der Oktober warm und fein,
kommt scharfer Winter hinterdrein."
Anhaltend hohe Temperaturen (2ºC über dem Durchschnitt), sowie ungewöhnliche Trockenheit im Oktober setzen fast immer stabiles Hochdruckwetter voraus. Diese Grosswetterlage bleibt auch im Verlauf des Winters oft bestehen. Der Luftdruck-unterschied zwischen den Azoren und Island ist gering, weshalb uns keine feuchten, milden Westwinde erreichen, sondern vielmehr kontinentale Polarluftmassen nach Mitteleuropa strömen. Folglich wird uns ein frostiger Winter, insbesondere ein kalter Januar beschert.
Weiterführende Literatur
- Martine Rebetez, 1986 : Les Saints de Glace, St-Médard et les autres… , Stratus-livres